Da Rodriguez jetzt hier und da als der umstrittene Schiri bezeichnet wird, der den Suarez-Biss nicht gesehn hat, hier mal die Möglichkeit das Thema, die Sperre und die SR-Leistungen von neuem aufzurollen, unter einem neuen Aspekt.
Dass er den Biss nicht gesehen hat, ist nämlich kein Negativpunkt. Schiedsrichter werden nämlich da anscheinend in einer etwas falschen Interpretation gesehen. Wir sind nämlich nicht die Stasi, die 90 oder 120 Minuten lang jeden Spieler beobachten, gar überwachen sollen. Eine gewisse charakterliche Reife und Vernunft sollte nämlich jedem Spieler zugestanden werden. Deshalb ist es auch richtig und wichtig, Spieler die diesen Vertrauensvorschuss nicht beweisen können und ausnutzen, nachträglich aus dem Verkehr zu nehmen. Deshalb ist es Aufgabe der Sportgerichte, Vergehen abseits des Spielgeschehens hart zu bestrafen. Aufgabe der Schiedsrichter ist es hingegen, das Spiel zu leiten. Das heißt, wir kümmern uns um den Kampf um Ball und Tore, nicht den Charakter der Spieler.
Und da muss man dann Rodriguez einfach mal loben. Italien-Urugay hatte er zu jeder Zeit voll im Griff, und das war sicher kein leichter Job. Vor allem hatte er vor vier Jahren noch enorme Schwächen, lieferte bei Deutschland-Australien eine wirklich schwache Leistung. Dass Ricci noch im Turnier ist, verstehe ich aber nicht. Kuipers, Brych und Pitana waren gut und mussten heimfahren - eine Lex Ricci ist für mich unverständlich. Für ihn wird das keine Rolle spielen, sollte Deutschland gewinnen und er das Finale pfeifen. Aber diese öffentliche Diskussion kann man sich doch sparen: Pfeift Ricci irgend ne dicke Fehlentscheidungen gegen Deutschland wird es heißen: Hat er mit Absicht gemacht, weil Deutschland den brasilianischen Traum zerstört hat. Seine Leistungen waren natürlich stark bisher - baer Brych, Pitana und Kuipers waren auch mindestens in den Top Ten der WM, Kuipers ist momentan der beste SR der Welt.
Dass die SR übrigens harte Fouls nicht unterbinden, sehe ich anders. Eher dreht sich die öffentliche Diskussion wie ein Fähnchen im Wind: Hätte Zuniga nicht Neymar, sondern einem Honduraner den Wirbel gebrochen, würde das keinen mehr interessieren. Es war nunmal kein Horror-Foul. Gelb hätte sowieso genügt. Gleichzeitig feiert man Webb für seine leistung bei Brasilien-Chile - dabei zeigt er Jô für seine Attacke gegen Keeper Bravo kein Rot. Rodriguez kritisiert man hingegen für seine Rote gegen Marchisio - dabei hat er genau das getan, was jetzt alle fordern. Interessant auch, wie Urs Meier jede Plattform nutzt, um Stimmung gegen Fifa und Busacca zu machen. Seine persönlichen Interessen sind unübersehbar. Natürlich bin ich, wie kaum jemand, zufrieden mit den leistungen vieler Schiedsrichter. Aber nach einer Millimeter-Abseits-Entscheidung, bei der wissenschaftlich erwiesen ist, dass ein Mensch diese gar nicht beurteilen kann, so wie Urs Meier zu fordern: "Da muss man üben, üben, üben"... da muss ich würgen.